Ein Rückblick 

Der 7. Hospiz- und Palliativtag am 11.10. war ein voller Erfolg. Wieso? Es waren mit rund 120 Besucher:innen nicht nur deutlich mehr Gäste vor Ort als im bereits starken Jahr 2024, auch die Vielfalt des Programms überzeugte auf ganzer Linie. „Ich entscheide, bis zuletzt“ war das Thema des Tages, bei dem sich alles um Patientenverfügungen, Vollmachten und ACP drehte – und um vieles mehr.

Nach den eröffnenden Worten des 1. Vorsitzenden des Palliativnetzes, Andreas Stahl, und den gleichsam grüßenden Worten von Bürgermeister Werner Nakot ging es mit einer beeindruckenden Portion Paragraphen weiter. Die Rechtsanwältin Özlem Orhun schaffte es in ihrem Eröffnungsvortrag, in rund 45 Minuten das juristische Thema kompetent aufzubrechen. Es hätte ermüdend sein können, war es aber dank der sympathischen Präsentation nicht. Und natürlich war auch die Platzierung dieses Vortrages mit dem Einstieg in den Tag gut gewählt – lag doch die gesamte Aufmerksamkeit der Besuchenden noch bei 100 %. Und um es vorwegzunehmen: Die Aufmerksamkeit nahm bis zum Schluss nicht ab. Im Gegenteil.

Nach dem gewichtigen Einstieg kam dann erst mal Musik. Das Kirchhellener Ensemble Flaer überzeugte mit einer stilistisch wie künstlerisch starken Performance, die so gewiss kein Besucher erwartete. Und: Sie forderten zum Mitsingen auf, was mit Hilfe der an die Wand geworfenen Worte hörbar leichtfiel. Daneben präsentierten sie auch den neuen Hospizsong. Ein Lied, das eigens für die Oberhausener Hospizszene komponiert wurde. Dieses Lied wird auch in Zukunft noch eine Rolle im Oberhausener Hospizkosmos spielen.

Im Anschluss leitete der Moderator des Tages, Michael Bokelmann, mit souveräner Leichtigkeit zum nächsten Vortragenden des Tages über. Der ACP-Berater Jochen Gawrich informierte die Gäste praxisnah über diese besondere Form der Vorsorge, bevor Thomas Sikorra als Gast erschien. Im Rollstuhl sitzend erzählte er im Gespräch mit dem Moderator, wie er mit 42 Jahren eine massive Hirnblutung erlitt, die ihn bis heute halbseitig lähmt. Es waren bewegende Minuten, in denen der Moderator sensibel im Zwiegespräch den Weg dieses Mannes nachzeichnete. Die Gäste des Tages lauschten gebannt. Umso weiter trug der anschließende Applaus der Achtung.

Nach so viel Programm folgte eine Pause, in der vegetarisches Chili und Brezeln die Gäste erfreuten. Und abermals spielte die Band Flaer Auszüge aus ihrem Programm. Sehr zum Wohlwollen der zahlreich mitsingenden Gäste. Ein Kaffee oder eine Cola später ging es weiter.

Mit Stergios Kostopoulos erlebten die Zuschauenden einen Allgemeinmediziner und qualifizierten Palliativarzt, der aus seiner beruflichen Praxis anschaulich erläuterte, wie sich die Verfügungen auch auf den ärztlichen Aspekt der medizinischen Begleitung auswirken. Mit einer Prise Humor läutete er zum nächsten Programmpunkt des Tages über, der das Thema Humor dann wörtlich nahm. Stand-up-Comedian und Botschafter der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin Stefan Schöttler sorgte 20 Minuten für eine sehr humoristische Einlage, die bei den Besuchenden Lachtränen der Extraklasse fließen ließ.

Ihm folgte mit Dr. Timur Sellmann ein Spezialist für das Thema Ethik. In diesem letzten Teil des Palliativtages ging es beinahe philosophisch zur Sache. Es bestand vielleicht die Gefahr, dass zu derart fortgeschrittener Zeit die eingangs beschriebene Aufmerksamkeit leiden würde. Mitnichten. Sellmann fesselte die Besucher:innen des Tages derart, dass er seinen Vortrag mit dem ausdrücklichen Willen aller überziehen durfte. Wer mit so viel Leidenschaft sein Thema präsentiert, dem folgt man gerne mit jeder Silbe.

Es gab einige Besucher:innen, die nur Einzelvorträge sehen wollten. Sie blieben die gesamte Zeit: weil die Atmosphäre so toll war, die Vortragenden zu gut und die künstlerischen Beiträge zu hochwertig. Genau deshalb war der Tag besonders – wie gesagt. Um kurz nach drei endete dieser Hospiztag schließlich mit einer atmosphärischen Zusammenfassung des Moderators, bevor mit dem Verweis auf den Palliativ- und Hospiztag des Jahres 2026 die Veranstaltung schloss.